Die Menschen sehnen sich nach "echter Harmonie" - Mikis Theodorakis zum 90.



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Die Menschen sehen sich nach "echter Harmonie."

Hansgeorg Hermann interviewte Mikis Theodorakis anlässlich seines 90. Geburtstages. Er ist freier Journalist und lebt in Paris.
"Mikis Theodorakis wurde am 29. Juli 1925 auf der Insel Chios geboren. Er feiert heute seinen 90. Geburtstag – und mit ihm ganz Griechenland und Freunde in aller Welt. Das riesige Werk des Komponisten machte griechische Musik international bekannt. Berühmt wurde er als Schöpfer vieler hundert Lieder, die in seiner Heimat längst Volksgut sind. Er vertonte griechische, französische und lateinamerikanische Poesie, darunter die Werke der Nobelpreisträger Giorgos Seferis, Odysseas Elytis und Pablo Neruda. Im griechischen Bürgerkrieg zwischen März 1946 und Oktober 1949 kämpfte er auf der Seite der Kommunisten und Republikaner. Wie viele andere Künstler und Intellektuelle wurde er deswegen über Jahre im Konzentrationslager auf der Insel Makronisos interniert und dort gefoltert.
Im Widerstand der Griechen gegen die Militärdiktatur in den Jahren 1967 bis 1974 war Theodorakis einer der wichtigsten Protagonisten. Er ging nach dem Putsch am 21. April 1967 in den Untergrund. Seine Musik wurde verboten. Die Junta nahm ihn im August desselben Jahres gefangen, setzte ihn in verschiedenen Gefängnissen fest und misshandelte ihn. Erst 1970 kam er auf internationalen Druck hin frei. Die Machthaber um den Obersten Georgios Papadopoulos ließen ihn nach Frankreich ausreisen, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg Musik studiert hatte.
Wichtige Werke des Komponisten sind die zwischen 1974 und 1981 entstandene Vertonung von Nerudas Lateinamerika-Ballade »Canto General«, des Mauthausen-Zyklus von Iakovos Kambanellis, das Oratorium »Axion Esti« nach der gleichnamigen Dichtung von Elytis und die musikalische Umsetzung des Poems »Epitaphios« von Giannis Ritsos. Zu den hochgelobten Werken klassischer symphonischer Musik zählen »Das Fest von Asi-Gonià«, die 3. Symphonie mit Texten von Dionysios Solomos und Konstantinos Kavafis sowie die »Frühlingssymphonie« mit Texten von Ritsos und Giorgos Koukoulis. Hinzu kommen zahlreiche Werke für Ballett, Oper, Theater und Film. Berühmt wurde die Musik für Michalis Kakogiannis’ »Zorba the Greek« und Costa-Gavras’ »Z«.
Das vorliegende Interview entstand – auch auf Thedorakis’ Wunsch hin – im Mai in seinem Haus am Athener Akropolis-Hügel. Es dauerte mehrere Stunden, weil der Komponist im Februar 2012 während einer Demonstration gegen die Austeritätspolitik der EU auf dem Syntagma-Platz in einen Tränengaseinsatz geriet und seither mit heftigen Lähmungserscheinungen zu kämpfen hat. Während des Gesprächs zeigte ein alter Weggefährte Theodorakis’, der Berliner Musikmanager und Regisseur Asteris Koutoulas, seinen noch nicht veröffentlichten Dokumentarfilm zum Leben des Komponisten, »Dance, Fight, Love, Die – With Mikis on the Road«, der aus mehr als 600 Stunden Archivmaterial und neuen Aufnahmen entstand. Er soll zu Theodorakis’ Geburtstag in Griechenland und Deutschland in die Kinos kommen."

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